Einleitung
Der Lungau – mit 1.020 km2 der kleinste und mit ca. 21.000 Einwohnern auch der bevölkerungsärmste
Bezirk des Landes Salzburg – nimmt wegen seines Charakters als hochgelegenes
inneralpines Becken inmitten umschließender Gebirgsketten eine Sonderstellung
ein. Eine bemerkenswerte Klimagunst erlaubt das Hochsteigen der Dauersiedlung
bis 1400m Seehöhe, Sonnenscheindauer, Strahlungsintensität und schwache
Luftbewegung ergeben in weiten Teilen des Bezirkes ein ausgesprochenes
Heilklima.
Als Folge einer vergleichsweise geringen Modernisierungs- und
Nutzungsintensität konnte sich der Lungau herausragende natur- und
kulturlandschaftliche Qualitäten bewahren. Eigenständige Elemente der
Volkskultur (altslawischer Einfluß) und der Hochkultur (Zeugnisse romanischen
und gotischen Bauschaffens) verbinden sich zu beeindruckend geschlossenen und
harmonischen Landschaftsbildern. Die Bewertung als „alpine Kleinlandschaft von
europäischer Bedeutung“ (CONRAD 1983) ist jedenfalls nach wie vor
gerechtfertigt.
Mit einer Aqrarquote von 8,4% (1991) ist der Lungau der „bäuerlichste“
Bezirk des Landes Salzburg. Die Bevölkerungsentwicklung verläuft wenig
dynamisch und wird von einem weit überdurchschnittlichen Geburtenüberschuß
getragen. Zugleich besteht eine fühlbare Tendenz zur Abwanderung in den
Salzburger Zentralraum, der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter
verbleibt somit deutlich unter dem Durchschnitt.
Das Wirtschaftsleben zeigt eine ausgesprochen kleinbetriebliche
Struktur, etwa ein Viertel der Betriebe sind Einpersonen-Unternehmen. Der
verarbeitende Sektor wird von der Leitbranche Holzbe- und –verarbeitung
dominiert. Sieht man vom Tourismus ab, bleibt die Ausstattung im
Dienstleistungsbereich gering. Die Tourismusintensität insgesamt ist eher mäßig,
das Angebot wird vom Agrotourismus („Urlaub am Bauernhof“) wesentlich geprägt.
Knapp zusammengefaßt kann die Wirtschaftsstruktur des Lungaues
als kapitalextensiv, noch relativ arbeitsintensiv und zumindest potentiell
qualifikationsintensiv charakterisiert werden.
Trotz seiner Abgeschlossenheit war der Lungau seit jeher ein Transitland für den
Personen- und Warenverkehr zwischen dem Adriaraum und Deutschland. Diese
Funktion wird durch die Existenz der Tauernautobahn (A10) auf das Nachdrücklichste
betont. Bezogen auf den Erreichbarkeitsaspekt kann der Lungau seit Eröffnung
dieser Hochleistungsroute im Jahr 1975 nicht mehr ausschließlich als periphere
Region gesehen werden. Die Autoreisezeit in die Landeshauptstadt beträgt ca. 90
Minuten, München kann in ca. drei Stunden erreicht werden, auch die
oberitalienischen Industriezentren sind nur wenige Autostunden entfernt.
Möglicherweise
wird sich der Lungau künftig als „intermediäre Region“ begreifen müssen,
die zwischen den nördlich und südlich der Alpen angesiedelten Großwirtschaftsräumen
eine vermittelnde und ergänzende Position einnimmt.
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