Im
7. CORP-Jahr das persönlichste Vorwort, dass es je
gab ...
erst dann ...
wenn die ehemalige tschechische grenzpatrouille
die ich zum tee eingeladen habe
gemütlich in der warmen stube sitzt
während jeder frei
von gmünd nach gmünd und zurück
gehen kann und
die statue des frantisek faktor
ein mahnmal aus
längst vergangener zeit ist
erst dann will ich mich gemütlich zurück lehen
zufrieden durchatmen und
genießen
Manfred Schrenk, Gmünd
/ Wielands, 1983
Wo ist Gmünd, wer ist Frantisek Faktor
und was hat das mit der CORP2002 zu tun?
Gmünd ist eine Kleinstadt von etwa
7000 Einwohnern direkt an der tschechisch-österreichischen
Grenze.
Gmünd ist eine geteilte Stadt, ein Teil davon liegt
in Tschechien, der größere Teil in Österreich.
Ich bin in Gmünd bzw. Wielands bei Gmünd aufge-wachsen
direkt an der Grenze, die Grundstücks-grenze
des Großelternhauses bildet nach wie vor die Staatsgrenze
damals das Ende der Welt.
Frantisek Faktor wollte Anfang der 80er
Jahre aus der damaligen Tschechoslowakischen Republik
fliehen und wurde bei seiner Flucht erschossen, als er
schon österreichisches Staatsgebiet erreicht hatte
keine 500m von meinem Elternhaus entfernt, auf
meiner Kindheits-Spielwiese.
Zufällig habe ich obiges Gedicht,
dass ich als Mittel-schüler tief betroffen verfasst
habe, vor kurzem wieder gefunden. Ich hatte es fast vergessen.
Etwa 20 Jahre ist es her, dass Frantisek
Faktor versucht hat, die Grenze Richtung Freiheit
zu überqueren. Für mich war diese Grenze damals
einfach da, immer schon und für immer - das Natürlichste
auf der Welt. Vermutlich auch für die Nachbarn jenseits
des Eisernen Vorhangs.
Später wurde ich einige Male gefragt, ob ich es nicht
als deprimierend empfunden hätte, an der toten
Grenze aufzuwachsen. Nein! Es war ganz normal.
Und natürlich war es alles andere
als normal. Ich habe nie verstanden und werde
nie verstehen, warum der Geburtsort dies- oder jenseits
willkürlich gezogener Grenzen darüber entscheiden
sollte, welcher Kategorie von Mensch man angehört.
Unglaubliches ist seither passiert, das
ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht hätte
erwarten können, und es ist sehr schnell und ohne
Blutvergießen passiert. Der Kalte Krieg
wurde beigelegt, der Eiserne Vorhang entfernt,
Tschechien wird hoffentlich bald der gleichen Staatengemeinschaft
wie Österreich angehören.
Man kann heute relativ problemlos von Gmünd
nach Gmünd und zurück gehen. Es gibt sogar einen
grenz-überschreitenden Wirtschaftspark.
Aus dieser Perspektive ist die Entwicklung der letzten
15 Jahre unglaublich schön! Eigentlich könnte
ich mich zurücklehnen, durchatmen und genießen.
Aber es gibt noch undendlich viel zu tun! Die Grenzen
im Kopf sind noch lange nicht abgebaut. Und schon
werden die nächsten eisernen und elektronischen
Vorhänge errichtet
Das Wieder-Lesen des von mir vor ca. 20
Jahren verfassten Gedichtes war wie ein Schock
schön und erschreckend zugleich. Unvorstellbares
wird oft schneller wahr, als man es zu hoffen wagt.
Ich bin überzeugt, das PlanerInnen viel dazu beitragen
können, Undenkbares und Unmögliches
wahr werden zu lassen. Es ist nicht egal, was man tut.
Zukunft ist gestaltbar!
Machen wir Europa, die Welt, unsere Städte
und Regionen besser, schöner, lebenswerter, als wir
es jetzt noch zu erhoffen und erträumen wagen.
Bei der CORP werden wir wunderbare Ideen hören, wie
die Zukunft verbessern könnten; und wir werden hören,
dass man mitunter noch nicht weiß, wie die Visionen
umzusetzen sind.
Und wir werden großartige technische Möglichkeiten
kennenlernen, wie man aktuelle Aufgaben lösen kann.
Bringen wir Visions-Kompetenz und Umsetzungs-Kompetenz
zusammen, bringen wir das Know-What und das
Know-How zusammen.
Eine erfolgreiche, anregende, verwirrende,
imulsgebende Tagung wünsche ich im Namen des CORP2002-Teams!
HERZLICH WILLKOMMEN bei der CORP2002!
Manfred Schrenk, im Jänner
2002
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In the 7th year of CORP the most
personal preface
ever
only then
when the former czech border patrol
that I have invited for tea
rests peaceful in the parlour
while everybody is free
to walk from Gmünd to Gmünd and back
and the statue of frantisek faktor
is a memorial of times long passed
only then do I want to lean back
contented breathe deeply and
enjoy
Manfred Schrenk,
Gmünd / Wielands, 1983
Where and what is Gmünd, who is Frantisek
Faktor and where is the connex to CORP2002?
Gmünd is a small town of about 7000
inhabitants directly at the Czech-Austrian border.
Gmünd is a divided town, like Berlin
was on part is in Czech Republic, the major part
in Austria.
I´ve been growing up in Gmünd and the small
village of Wielands near Gmünd. Directly at the border,
my grandparents garden forming the national border
in that times the end of the world.
Frantisek Faktor tried to flee from former
Czechoslovakia in the early 1980s and was shot by the
czech border patrol when he had already reached Austrian
territory about 500m from my parents home, at my
childhoods playground.
Accidental I found the above poem that
I had written as a teenager. I had almost forgotten about
it.
It´s about 20 years that Frantisek
Faktor tried to escape to freedom. In that
times the border for me was just there it had always
been there and would always stay there, a matter -of -course.
I suppose it was the same for my neighbours at the other
side of the border.
Later on I was asked some times if I found it depressing
to grow up directly at the iron curtain. No!
It was just normal.
And of course it was absolutely abnormal.
I have never understood and will never understand why
the place of birth on the one or the other side
of a more or less arbitrary drawn line should make
a difference in what type of human being one
will be.
Absolutely incredible things have been
happening since then, that I would never have dared to
dream of and it happend quick and peaceful.
The cold war came to an end, the iron
curtain was removed, Czech Republic and Austria
will hopefully be members of the same Union of Countries
very soon.
It´s possible to walk from Gmünd
to Gmünd and back relatively easy. There is even
a trans-border-industrial park.
If I look at it from this point of view the last 15 years
have been great! Maybe I should lean back and enjoy.
But there are so many things left to do!
The mental borders still exist. And already
the next iron and electronic curtains
are erected.
To read the poem again that I wrote about
20 years ago was very astonishing as well wonderful
as terrifying.
Incredible, unbelievable things can happen, sometimes
much faster than ever expected.
I am sure that planners can help make impossilble
things come true. The future can be shaped!
Let´s make Europe, the World, our
Cities and Regions better, more beautiful, even more worth
living than we dare to imagine.
Wonderful ideas for shaping the future
will be presented during the next days.
And great tools for solving actual tasks.
Let´s try to bring visions
and solutions together, combine know-what
and know-how.
CORP-Team and I do wish you a successful,
inspireing confusing, amazing conference!
WELCOME to CORP2002!
Manfred Schrenk, 01/2002
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